Als Kaiser Maximilian I. am 12. Jänner 1519 in der Burg Wels starb hatte er seinen Sarg gleich mitgebracht. Hatte doch der sonst so begeisterte Jäger und Kämpfer in Turnieren – was ihm nicht zuletzt den Beinamen „der letzte Ritter“ einbrachte – in den letzten Monaten gesundheitlich bereits immer wieder Probleme gehabt. Er war 59 Jahre alt geworden.
In diesen ereignisreichen Lebensjahren hatte er mit Maria von Burgund die beste Partie Europas geheiratet, seinen Kindern Philipp und Margarethe den spanischen Thron samt Kolonien gesichert und in Ungarn und Böhmen mit der Doppelhochzeit seiner Enkelkinder den Grundstein für die Herrschaft des Hauses Habsburg gelegt. „Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate.“ – ein Ausspruch, der hierzulande beinahe jedem Volksschulkind bekannt sein dürfte, und als dessen erfolgreichster Anwender Maximilian I. gilt.
Doch trotz geschickter Heiratspolitik blieb auch Maximilian I. im Laufe seines Lebens das Führen von Kriegen nicht erspart. Es galt das burgundische Erbe vor allem gegen den Erzfeind Frankreich zu verteidigen. Von einem geplanten Krieg mit den Osmanen (1453 hatten sie Konstantinopel erobert und das Ende des byzantinischen Reichs besiegelt) blieb er verschont. Das Geld für einen Kreuzzug fehlte, also verhandelte er.
Von den Verhandlungen in Stift Stams im Jahr 1497 zeugt ein Fischereibuch aus dem Jahr 1504, das die Mitglieder einer Delegation des Sultans Bayezid II. bei der Jagt zeigt. Eines von 90 Objekten, mit dem man noch bis Anfang November in der Österreichischen Nationalbibliothek dem 500. Todestag des Herrschers gedenkt.
Zu sehen sind unter anderem Werke aus der Sammlung Maximilians selbst. Allen voran ein ABC-Buch mit der er einst das Lesen und Schreiben erlernte. Das prunkvoll ausgestattete Lehrbuch wurde dem damaligen Thronfolger von dem wohlhabenden Wiener Bürger Stephan Heuner zum Geschenk gemacht und diente noch Maximilians I. Enkel Karl V. als Unterrichtsmaterial.
Herrscher zwischen Mittelalter und Neuzeit
Welch begnadeter Schüler Maximilian I. selbst gewesen sein soll, kann man seinem autobiografisch gefärbten Werk „Weißkunig“ (Holzschnitte und handschriftliche Vorarbeiten zeugen im Prunksaal vom Entstehungsprozess) entnehmen. Ebenso wie im „Theuerdank“ – ein Werk, welches seine Abenteuer am Weg nach Burgund zur Brautwerbung beschreibt – hat er daran maßgeblich mitgearbeitet. Das Werk sollte jedoch als Idealbild eines Herrschers verstanden werden, mit dem sich Maximilian I. nicht zuletzt seinen Nachruhm in der Welt sichern wollte. Zum Vergleich sprechen andere Quellen eher von mäßigen Grammatikkenntnissen. Zudem dürfte das Interesse des Knaben mehr im sportlichen Betätigungsfeld gelegen sein. Ausgeprägt war beispielsweise seine Liebe zu mittelalterlichen Turnieren.
Maximilian I. jedoch als rückwärtsgewandt zu bezeichnen wäre schlichtweg falsch. Obwohl sein Leben nicht zuletzt aufgrund seiner Erziehung auf der Burg Wiener Neustadt stark im Traditionellen verankert war, galt er als aufgeschlossener Herrscher, der sich neuen Entwicklungen nicht verschloss und diese förderte. So zählten zu seinen Beratern unter anderem der Augsburger Humanist und Jurist Konrad Peutinger – der Maximilian I. im Jahr 1505 die erste gedruckte Sammlung seines Buches über heidnische Steine als Prachtausgabe zum Geschenk machte – ebenso wie Konrad Celtis. Der berühmte Humanist gründete 1501 Lehrstühle für Poetik und Rhetorik sowie für Mathematik, was als Pioniertat für die Institutionalisierung des Humanismus in Wien angesehen werden kann.
Interessiert war Maximilian I. auch an Landkarten. Gerade das 15. Jahrhundert brachte mit der Entdeckung Amerikas und dem Seeweg nach Indien wichtige Wenden im Weltbild der damaligen Zeit. Über die neuesten Entwicklungen wurde Maximilian I. aus erster Quelle – sein Vater Friedrich der III. war mit Eleonore Helena von Portugal verheiratet gewesen – informiert.
Im Prunksaal zeugt eine Kopie der berühmten Weltkarte von den Gelehrten Martin Waldseemüller und Matthias Ringmann aus dem Jahr 1507 – in der Amerika erstmals nach Amerigo Vespucci, der als erster von einem neuen Kontinet sprach, „America“ genannt wurde – vom Zeitalter der Entdeckungen. Die begleitende Beschreibung „Cosmographiae Introductio“ war Maximilian I. gewidmet worden. In Besitz der Nationalbibliothek befindet sich hingegen die erste Karte der Schweiz -1499 erlitt Maximilian I. eine Niederlage gegen die Schweizer. Krieg führte er auch gegen Venedig, weshalb ihm eine Reise nach Rom, um sich zum Kaiser der Heiligen Römischen Reiches ausrufen zu lassen, verwehrt blieb. 1508 lies er sich in Trient zum Kaiser ausrufen. Der Papst gab seinen Segen aus der Ferne.
Ambraser Bücherschatz
Auch wenn Maximilians I. Verhältnis mit Norditalien oft von Streitigkeiten geprägt war, kam es dennoch zum vereinenden (kulturellen) Austausch. 1494 heiratete er Bianca Maria Sforza, deren Onkel Ludovico sich von Maximilian I. das Herzogtum Mailand als Lehen erhoffte. Ein Unterfangen, das aufgrund der reichen Mitgift gelang, Bianca Maria Sforza allerdings ins Unglück stürzte. Er lies sie links liegen und erschien nicht einmal auf ihrer Beerdigung. Seiner ersten Ehefrau Maria von Burgund soll Maximilian hingegen sehr zugetan gewesen sein. Beide Ehefrauen brachten Kulturgüter ins Land, die heute zum österreichischen Kulturerbe zählen. In der Nationalbibliothek zu sehen ist im Zuge der Ausstellung beispielsweise das berühmte Stundenbuch der Maria von Burgund.
Als Maximilian I. verstarb hinterließ er einen Bücherschatz, der zum Ursprung der „Bibliotheca Regia“, der königlichen Bibliothek, wurde. Seit 2018 befindet er sich auf der „Memory of Austria“-Liste der UNESCO. Bibeln, theologische Texte sowie historische Werke fanden und finden sich in der Bibliothek Maximilians I. ebenso wie Bücher zur Zauberei.
Ebenfalls in Besitz Maximilians I. war ein Geburtshoroskop des berühmten Astronomen Regiomontanus, das dieser für ihn erstellt hatte. Maximilian I. fühlte sich Zeit seines Lebens von einer ungünstigen Sternenkonstellation zur Zeit seiner Geburt beeinflusst.
Kaiser Maximilian I. Ein großer Habsburger
Noch bis 3. November 2019
Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek
Josefsplatz 1, 1015 Wien
Öffnungszeiten: Di bis So 10.00 bis 18.00 Uhr (donnerstags bis 21.00 Uhr), Juni bis September auch Mo 10.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt: 8 Euro / ermäßigt 6 Euro
https://www.onb.ac.at/museen/prunksaal/sonderausstellungen/kaiser-maximilian-i-ein-grosser-habsburger
© Fotos: Österreichische Nationalbibliothek
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